Sonntag, 10. Juni 2007

Trier, Leih- und Zeitarbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer als Streikbrecher eingesetzt.

Nachdem zu Beginn des Streikes bei der DT AG die Leih- und Zeitbeschäftigten weitestgehend von ihrem Leistungsverweigerungsrecht Gebrauch machten, wurde dies durch den massiven Druck der Telekom auf die Branche nach dem fünften Streiktag in Trier beendet. Den Beschäftigten wurde die unverzügliche Aufnahme der Arbeit mit einer Kündigungsdrohung nahegelegt.

ver.di FB TK/IT Trier hat den ehemaligen Superminister Wolfgang Clement um Stellungnahme und Handlung aufgefordert.


Brief an W. Clement von FB TK/IT Trier:

"
Sehr geehrter Herr Clement,

in den vergangenen Wochen haben Sie sich aktiv in die Diskussion zum Mindestlohn (7,50€ Stundenlohn) und damit auch zur Tarifauseinandersetzung bei der Telekom geäußert. Sie vertraten dabei die Position, dass die DT AG in einer schwierigen Situation sei und am Markt kaum Chancen hätte wenn das Lohnniveau nicht gesenkt würde.

Erschreckend an den Aussagen von Ihnen ist, dass Sie als Beteiligter (Adecco Institut), wie viele andere die Situation bewerten und dabei "sehr weit" an der Realität der Telekom vorbei, Ihre Meinung zu Ungunsten der Beschäftigten äußern und, dass Sie dabei den Lügen des Vorstandes, die ohne große Mühen erkennbar sind, auf den Leim gehen.

Von uns nicht zu akzeptieren ist hierbei auch die Tatsache, dass Sie es zulassen das Adecco Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht ihr gesetzlich und tariflich verbrieftes Recht - nicht als Streikbrecher eingesetzt zu werden - in Anspruch nehmen können. Statt dessen werden sie mit Entlassung bedroht, wenn sie die Arbeit verweigern. Dies kann ich für die Region Trier belegen, bundesweit wurde mir diese Situation ebenfalls bestätigt.

Aufgrund Ihrer besonderen gesellschaftlichen und politischen Verantwortung, bitte ich Sie um eine Stellungnahme. Des Weiteren erwarte ich, dass Sie es unverzüglich regeln, dass die Leih- und Zeit- Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihr Leistungsverweigerungsrecht in Anspruch nehmen können um somit nicht als "Streikbrecher" arbeiten zu müssen.

Für Fragen stehe ich Ihnen jederzeit zur Verfügung. Diesen Brief habe ich den Leih- und Zeitbeschäftigten in Trier zur Kenntnis gegeben.

In Erwartung einer schellen Antwort, verbleibe ich

mit freundlichem Gruß
Manfred Fritschen

"


W.Clement bei Maybrit Illner



2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Es ist schon erschüternd mit welchen Wendehälsen man es in der Politik zu tun hat!! Für dicke Bezahlung reden Die jedem das Wort wie's gerade gefällt ohne Rücksicht auf die Folgen hauptsache die eigene Kasse klingelt.
Schade nur daß das wahre Gesicht so mancher Politiker erst spät zu erkennen ist!!!
Gut so Manfred hier einmal eine Stellungnahme einzufordern. Bin nur gespannt ob die auch kommt, aber auch Keine ist eine!!!!

Gruß Robert

Anonym hat gesagt…

Die Ausführungen, insbesond. was das die Einschüchterung und das Drohpotenzial, dass gegenüber den Leiharbeitnehmern von Adecco angewandt wird/wurde, finde ich schon erschreckend und menschenverachtend. Wenn das was Manfred Fritschen ausführt, zutrifft - und ich habe keinen Anhaltspunkt dafür, dass dies nicht der Realität entspricht - dann wird die Notsituation der ohnehin nicht gerade "auf Rosen gebetteten" Adecco-Beschäftigten schamlos ausgenutzt. Diese werden mit Druck und Einschüchterung als Streikbrecher "benutzt" um die sich offenkundig mehr als deutlich einstellenden Streikfolgen beim Unternehmen DT AG zu verdecken und eine (teilweise nicht mehr gegebene) Funktionsfähigkeit vorzutäuschen! Interessant ist die spitzfindige Formulierungsakrobatik, wonach (laut Clement)"...die Mitarbeiter von Adeccco n i c h t mit Entlassung bedroht werden...", sondern in der gelebten Realität nur darauf hingewiesen wurden, dass "...die G e f a h r besteht, dass die Telekom sie n i c h t mehr beschäftigen wird..." - Welch gravierender Unterschied für die Betroffenen!
Entgegen seiner Erwiderung hat Herr Clement, wie auf der Internetseite von Maybret Illner nachzulesen ist, bei dem früheren Staatsbetrieb von einem "unternehmerischen Desaster" gesprochen, bei dem nach seiner Auffassung Kosten gesenkt und Verluste am Markt "mit allen Mitteln gestoppt werden müssen." - Da ist er dann doch den von M. Fritschen angesprochenen Lügen der Konzernspitze aufgesessen: Die "Verluste am Markt" betrugen 2006 exakt € 3.160.382.630,24 (= Bilanzgewinn !)und führten zu einer Dividendenausschüttung von 0,72 € für jede der 4.338.266.944 Stückaktien!